Das 38. Forum Nordicum in Klingenthal (Deutschland) - Ein Rückblick
am 23.10.2017
In der zurückliegenden Woche fand in Klingenthal zum 38. Mal das Treffen der Interessensgemeinschaft der Nordischen Skijournalisten statt. Im Rahmen dieses sogenannten Forum Nordicum wurden alle für die neue Saison relevanten Themen präsentiert und diskutiert. Unser Kolumnist Luis Holuch berichtet von seiner mittlerweile dritten Teilnahme an diesem Treffen und beginnt in diesem ersten von zwei Teilen mit einer Zusammenfassung der Ereignisse.
Luis auf Schanzen-Tourneevon Skisprungschanzen-Archiv-Autor und -Fotograf Luis Holuch |
75 Medienvertreter aus 12 Nationen und damit doppelt so viele wie im vergangenen Jahr in Lahti fanden sich in diesem Jahr zum Forum Nordicum ein. Das alljährliche Treffen Mitte Oktober ist der inoffizielle Startschuss für Journalisten in den Winter. Ursprünglich war es entstanden, da die Journalisten in den 1980er-Jahren ihre Arbeitsbedingungen verbessern und sich mehr Austausch mit den Verantwortlichen der Ski-Verbände wünschten. Mittlerweile ist es eine wertvolle Informationsbörse der Nordischen Skijournalisten, die sie ideal auf die kommenden Monate vorbereitet. Verknüpft wird tagtäglich ein Vortragsteil mit einem abendlichen Ausflug in nahegelegene Kultur- und Gastronomie-Stätten.
Der Eröffnungsabend fand in der Vogtland Arena in Klingenthal statt. Neben einer Schanzentour gab es unmittelbar vor dem Abendessen einen Plausch mit sächsischen Sportgrößen, wie etwa Jens Weißflog. Aus dem Kreis der Aktiven kamen Björn Kircheisen (Nordische Kombination) und Skispringerin Ulrike Gräßler. Gräßler berichtete ausführlich, wie es ihr nach ihrem schweren Sturz in Notodden (Norwegen) im Dezember 2015 erging, bei dem sie sich schwer am Knie verletzte und mehrere Rippen, sowie das Schlüsselbein brach. Mittlerweile ist sie zurück auf der Schanze und arbeitet an ihrem Comeback-Versuch, gibt sich aber verhalten, was ihre Zielsetzung anbelangt. Wie schwierig die Verarbeitung eines Sturzes ist, weiß auch der Überraschungs-Vierschanzentourneesieger von 2013/2014, Thomas Diethart. Er hatte wiederum mehr an den psychischen Folgen seines schweren Sturzes in Brotterode 2016 zu leiden, als an seinen Verletzungen. Doch nach einem für ihn guten Sommer blickt Diethart zuversichtlich in die Zukunft.
Der folgende erste Konferenztag stand ganz im Zeichen des Biathlons. Zum ersten Mal war auch eine Größe der Olympia-Sportberichterstattung dabei, nämlich Eurosport-Kommentatoren-Legende Sigi Heinrich. „Leider ein wenig spät“, wie er selbst zugab. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, ausführlich die Frage zu erörtern, wo der Sportjournalismus im Jahr 2017 steht. Auf seinen Vortrag gab es einige Wortmeldungen aus dem Kollegenkreis, die eine lebhafte Diskussion entstehen ließen. Die komplette Diskussionsrunde, an der sich auch Luis Holuch aktiv beteiligte, ist auf dem YouTube-Kanal von Avia-TV zu finden (Link: siehe unten). Den kulturellen Teil des Tages verbachte die Gruppe zunächst in der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz und anschließend bei der Brauerei Wernesgrüner.
Am zweiten Tag gaben sich auch Vertreter des Internationalen Skiverbandes FIS die Ehre. Neben Generalsekretärin Sarah Lewis erschienen auch Walter Hofer und Lasse Ottesen, die Renndirektoren des Skispringens der Männer und der Nordischen Kombination. Sarah Lewis‘ bewies neben einem klaren Blick auf die Welt des Skisports auch ihre Sprachbegabung und hielt ihren Vortrag auf Deutsch (Link: siehe unten). Walter Hofers Vortrag war einer von vieren, die sich ausschließlich mit dem Skispringen beschäftigten. Neben ihm stellte sich auch die Firma fluege.de vor, die nach einjähriger Abstinenz wieder ins Skisprung-Business einstieg. Und auch der Skisprungspezialschuhhersteller Rass gab einen kurzen Einblick in seine Firmengeschichte und seine Geschäfte. Auch die Delegation des Organisationskomitees vom Weltcup in Willingen nutzte die Gelegenheit alle Neuheiten, wie beispielsweise das „Willingen Five“ vorzustellen. Nähere Details zu diesen Skisprung-relevanten Themen gibt es im kommenden Artikel.
Lasse Ottesen berichtete insbesondere von der Entwicklung der Nordischen Kombination für Damen und stellte nochmals das Entwicklungsprogramm (Link: siehe unten) vor. In der kommenden Saison gibt es erstmals Continental Cup-Wettkämpfe der Damen, nämlich in Otepää (Estland), Rena (Norwegen) und Nizhniy Tagil (Russland). Ergänzt wird die erste richtige Saison der Kombiniererinnen um einen Test-Wettkampf bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Kandersteg (Schweiz). Anders als im COC wird dort jedoch nicht auf einer Normalschanze, sondern auf einer Medium Hill gesprungen. Das erste Ziel der Verantwortlichen der Nordischen Kombination ist es, die Frauen 2019 als festen Bestandteil der Junioren-Weltmeisterschaft zu integrieren. Bestätigt ist bereits ihre Teilnahme an den Youth Olympic Games 2020 in Lausanne (Schweiz). Die erste Weltcup-Saison und die erste WM-Teilnahme (in Oberstdorf) soll es dann im Winter 2020/2021 geben, bevor in Beijing 2022 die erste Olympia-Teilnahme folgen soll.
Am Nachmittag stellten sich die Weltcuporte im Schwarzwald vor. Die Delegation wurde angeführt von Hans-Peter Pohl, der souverän durch die Präsentation führte. Er sorgte zudem für einige Lacher als er den Umstand, dass Schonach das Saisonfinale in der Nordischen Kombination am letzten März-Wochenende durchführen wird mit dem Satz: „egal ob Ende Dezember, Anfang Januar oder Ende März – bei uns sind die Bedingungen immer gleich…gut.“ Zum Abschluss des Tagesabschnitts im Konferenzraum „Aschberg“ des IFA Ferienparks in Schöneck/Vogtland gab es noch eine Podiumsdiskussion über die aktuelle Situation des Skisports. Unter der gewohnt kompetenten und unterhaltsamen Moderation von Forum Nordicum-Koordinator Thorsten vom Wege (MDR-Hörfunk) diskutierten Werner Rabe (ehemaliger Sportchef des BR), Ex-Skispringer Martin Schmitt (mittlerweile Experte bei Eurosport), Jürg Capol (FIS Marketing), Hagen Boßdorf (Sportmanagement- und -Marketing-Experte) und IOC-Pressesprecher für deutschsprachige Länder Christian Klaue.
Am Abend besuchten die Medienvertreter die Erlebniswelt Musikinstrumentenbau in Markneukirchen. In Gruppen aufgeteilt, besuchten sie die unterschiedlichen Werkstätten und ließen sich dort von den Instrumentenbauern zeigen, wie man Musikinstrumente herstellt. Die Hersteller klärten zudem darüber auf, welchen Einfluss unterschiedliche Holzarten und -Qualitäten auf den Klang von Streichinstrumenten haben. Anschließend fuhr der Tross ins Königliche Kurhaus zu Bad Elster. Dort gab es eine Einführung in die verschiedenen Kur- und Heilmöglichkeiten, sowie in die Saunen und Thermenlandschaft des gepflegten kleinen, aber sehr gepflegten Gesundheitortes.
Im Großen Saal des Hauses fand zudem noch der traditionelle FISCHER-Abend statt. Der Skihersteller blickte ausführlich auf die aus seiner Sicht sehr erfolgreiche vergangene Saison zurück und stellte Neuheiten für die kommende Saison vor. Die angefragten Stargäste mussten aus gesundheitlichen Gründen (Michael Hayböck beispielsweise wegen seines Bänderrisses) oder aus Termingründen (Laura Dahlmeier und Eric Frenzel wegen der Einkleidung des Deutschen Skiverbandes) absagen. Doppel-Weltmeister und Gesamtweltcupsieger Stefan Kraft schickte jedoch ein Kurz-Interview und eine Grußbotschaft als Video aus dem ÖSV-Trainingslager auf Zypern nach Sachsen.
Der Abschlussvormittag drehte sich ausschließlich über die Olympischen Winterspiele in PyeongChang 2018. Christian Klaue stellte sich eine Stunde lang den Fragen und relevanten Themen rund um dieses Großereignis, insbesondere natürlich dem Thema Sicherheit und auch Doping. Im Anschluss gab es eine virtuelle Tour durch das Deutsche Haus in PyeongChang durch Claudia Wagner. In jenem Deutschen Haus wird auch Eurosport während der Spiele permanenter Gast sein. Der pan-europäische Spartensender hat umfangreiche Sendelizenzen für die kommenden vier Olympischen Spiele (2018 PyeongChang, 2020 Tokio, 2022 Beijing und 2024 Paris) erworben. Werner Starz, Director Product Development, und Martin Schmitt stellten den aktuellen Stand der Planungen für die Olympia-Berichterstattung vor und kündigten an: „Der Zuschauer wird mehr Olympia denn je im TV sehen können.“ Nicht zuletzt dieser Satz macht große Vorfreude auf den kommenden Olympia-Winter.
Schanzen:
Klingenthal (Vogtland Arena)Links:
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