FIS-Schanzen-Komitee passt Regel an: Höhere Sicherheit beeinflusst Schanzengrößen
am 15.08.2017
Das Schanzen-Komitee des Internationalen Skiverband (FIS) hat während des Frühjahrs-Meetings eine Regeländerung vorgenommen. Diese soll die Sicherheit auf den Schanzen, auf denen die FIS- und OPA-Wettkämpfe stattfinden, weiter erhöhen. Das Skisprungschanzen-Archiv wirft einen Blick auf diese Thematik und gibt einen Überblick, welche Schanzen von der Regeländerung betroffen sind.
Die Verwunderung am vergangenen Wochenende beim Sommer Grand-Prix in Courchevel war vernehmbar. Auch uns erreichten Kommentare und Zuschriften, die uns auf die geänderten Schanzen-Parameter der Großschanze Le Praz hinwiesen. Dass der K-Punkt von 125 Metern und die Hillsize von nun 135 Metern, statt vorher K120 und HS 132 keine Fehler in den PDF-Dokumenten und TV-Grafiken waren, bewies schließlich der Blick auf die Liste der homologierten Schanzen auf der Website der FIS. Diese weist nämlich auf, dass diese Parameter (zunächst temporär) für Wettkämpfe, in denen auf Matten gesprungen wird, gelten.
Bereits am Wochenende zuvor fanden Wettkämpfe in Japan statt, bei denen das gleiche Phänomen auftauchte: die PDF-Dokumente der Wettkämpfe auf der Ōkurayama-Großschanze in Sapporo wiesen nämlich wieder die vermeintlich alten Daten von K120 und HS 134 auf. Vor den COC-, Weltcup- und FIS-Cup-Wettbewerben wurden genau jene Parameter auf 123 und 137 erhöht. Die Erklärung durch die Homologationsliste: für die Ōkurayama wurden fürs Erste zwei Zertifikate ausgestellt. Eines mit K120 und HS 134 für den Sommer und eines mit K123 und HS 137 für den Winter. Diese Zertifikate sollen zunächst für zwei Jahre gelten.
Beim tieferen Blick in angesprochene Liste fielen weitere Änderungen auf. So haben drei sogenannte Medium Hills in Deutschland ebenfalls veränderte Hillsizes: Die einzige Schanze mit einem nun größeren Hillsize steht in Pöhla, mit der HS 66, auf der kürzlich Alpen Cups der Damen stattfanden. Die Baptist Kitzlinger Schanze in Rastbüchl „verliert“ einen Meter bei der Hillsize und ist nun eine HS 78. Und die große Vogtland-Schanze in Klingenthal (Mühlleiten), auf der nach fast einem Jahrzehnt nun wieder ein Wettkampf stattfand (ebenfalls Alpen Cup der Damen), hat mit 85 Metern nun einen identischen K-Punkt und Hillsize.
Zudem gab es drei weitere Änderungen, welche noch von der FIS abgenommen werden müssen und dadurch noch nicht vermerkt sind. Über diese erzählte uns Dasha Mashkina, Redakteurin für die russische Website www.tramplin.perm.ru und Stadionsprecherin in Chaykovskiy Näheres. „Auf die Sprungweiten wird die Regeländerung im Großen und Ganzen keinen großen Einfluss haben“, so Mashkina. In Chaykovskiy beträfe die Regeländerung die Normalschanze, auf der die Damen am 11. und 12. August springen. „Diese ist nun eine HS 102“, sagt Mashkina. Die Änderung wurde notwendig, um den Status als Sommer Grand-Prix- und COC-Ausrichter nicht zu verlieren. Ende August wird ein Komitee-Mitglied nach Chaykovskiy reisen, um dort die Homologierung vorzunehmen und ein neues Schanzenzertifikat auszustellen, berichtet Dasha Mashkina.
Was die reine Reduzierung der Hillsize anbelangt, ist die Normal Hill Snezhinka die Schanze mit der auffälligsten Änderung. Und das gemeinsam mit der Normalschanze in Sochi (Esto-Sadok), die ebenfalls von einer HS 106 zu einer HS 102 werden wird. Die dritte Schanze, bei der ebenfalls eine Veränderung vorgenommen wurde, auf der jedoch aller Voraussicht nach kein FIS-Wettkampf im kommenden Winter stattfinden wird, gehört ebenfalls zu den Schanzen, die erst in diesem Jahrzehnt in Russland gebaut und eröffnet wurden – die Normalschanze in Nizhniy Tagil.
Ohnehin hat diese Schanze bereits einige Änderungen erfahren: ursprünglich als HS 106 geplant, feierte sie im März 2013 ihre internationale Premiere mit einem Continental Cup-Wochenende, als HS 100. Zum Winter 2015/2016 wurde die Hillsize auf 97 Meter reduziert, um dies für den Folgewinter wieder aufzuheben und wieder auf 100 Meter festzulegen. Durch die jüngste Regeländerung „wird Tagils Normalschanze nun eine Hillsize von 96 Metern haben“, sagt Dasha Mashkina. Somit wird diese die geringste in der erst fünfjährigen Geschichte der neuen Normalschanze sein.
Sämtliche angepasste Daten, soweit sie offiziell vorliegen, sind bereits auf unseren Unterseiten zu finden. Die Daten aus Russland werden wir nachtragen, sobald sie von der FIS offiziell bestätigt wurden.
Hier noch einmal eine Kurzübersicht mit den veränderten Schanzendaten:
- Courchevel (FRA), Le Praz (vorher K120/HS 132): K125/HS 137
- Sapporo (JPN), Ōkurayama: K120/HS 134 (Sommer-Profil), K123/HS 137 (Winter-Profil)
- Klingenthal (GER), Vogtland-Schanze (vorher K78/HS 85): K85/HS 85
- Rastbüchl (GER), Baptist Kitzlinger Schanze (vorher HS 79): HS 78
- Pöhla (GER), Pöhlbachschanze (vorher HS 65): HS 66
- Chaykovskiy (RUS), Snezhinka (vorher HS 106): HS 102
- Esto-Sadok/Sochi (RUS), RusSki Gorki Olympic Normal Hill (vorher HS 106): HS 102
- Nizhniy Tagil (RUS), Tramplin Stork (vorher HS 100): HS 96
Schanzen:
Courchevel (Le Praz)Sapporo (Ōkurayama)
Pöhla (Pöhlbach)
Rastbüchl
Klingenthal (Mühlleithen)
Chaykovskiy (Snezhinka)
Esto-Sadok (RusSki Gorki Jumping Center)
Nizhniy Tagil
Links:
List: Homologated Ski Jumping Hills by FIS |
Report of Tramplin-Perm.ru |
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Kommentare:
HS 235 und 240
Begründet die FIS die Anpassung der HS der Flugschanzen auch mit der Sicherheit? Ich kann zu den Gründen der Anpassung nirgends etwas finden. Danke
Möglicherweise wirken sich die höheren Temperaturen auf die Thermik aus, die dann beim Winteranlauf zu zu großen Weiten führen können. Dazu kommt das etwas andere Profil aufgrund der fehlenden x cm Schnee auf den Matten. Die Konsequenzen hat Luis aber aus meiner Sicht zutreffend beschrieben.
@Emu
Das wird sich zeigen.
Die plausibelste Erklärung wäre, dass zukünftig früher mit dem Gate runtergegangen wird, da die SpringerInnen nun früher an/auf und über Hillsize springen werden.
Aber warum eigentlich? Wie wirkt der Mechanismus dieser Änderung?
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