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Luis auf Schanzen-Tournee: Predazzo

am 24.08.2014

Unser Kolumnist Luis Holuch meldet sich in seiner neuesten Folge von "Luis auf Schanzen-Tournee" aus dem WM-Stadion von 2013 im italienischen Predazzo. Der nun Wahl-Münchener berichtet von seinem Kurzurlaub, der allerhand Wasser für ihn bereithielt. Wir wünschen wie immer viel Spaß beim Lesen und würden uns über Kommentare freuen!

Luis auf Schanzen-Tournee

von Skisprungschanzen-Archiv-Autor und -Fotograf Luis Holuch

Am Donnerstag, den 14. August machte ich mich direkt nach der Arbeit auf den Weg nach Innsbruck. Vom Eurosport-Office – meinem ersten und derzeitigen Arbeitsplatz – ging es zum Ostbahnhof. Von dort fuhr ich mit der S-Bahn zum Münchener Hauptbahnhof. Mein Zug fuhr von Gleis 15 und mit einer Viertelstunde Verspätung wegen des fehlenden Lokführers über München Ost – Rosenheim – Kufstein – Wörgl und Jenbach in die Tiroler Landeshauptstadt. Meine Familie empfing mich am Bahnhof Innsbruck mit offenen Armen. Knapp zwei Monate hatten wir uns nicht gesehen, für dieses verlängerte Wochenende war es nun wieder soweit.

Auf der knapp eineinhalbstündigen Autobahnfahrt von Innsbruck über die Mautstelle Schönberg - Europabrücke – Brenner – Brixen – Klausen und Bozen-Mitte erzählte ich viel von den Eindrücken und Erlebnissen meines Praktikums bei Eurosport. Wir fuhren durch die Dunkelheit in einem angenehmen Tempo, die Stimmung war super und mir fiel richtig viel an Stories ein. Sollte jemand von euch auch daran interessiert sein, kann er/sie mich gerne über Facebook oder per Mail (zu finden via „über uns“) kontaktieren. In einem kleinen Ableger von Tiers im Rosengarten, ein Stück nördlich von Bozen, lag unsere Ferienwohnung.

Meine Familie (also mein Bruder und meine Eltern) waren bereits seit dem letzten Samstag dort, sonst würde sich so eine weite Reise (für sie ja noch aus Bielefeld) auch nicht lohnen. Aber es versprach toll zu werden: kein Internet, fast kein Handynetz, pure Ruhe. Genau das brauchte ich nach den letzten beiden Wochen, in denen ich meinen Chef vertreten habe. Noch an diesem Abend war natürlich die Frage, wie wir die Tage verbringen würden. Gerade bei solchen Urlauben kommt es ja immer mehr als sonst auf das Wetter an. Und genau das sollte die ganze Sache kompliziert machen….

Am nächsten Morgen wachen wir um 9 Uhr auf. Der Himmel ist bedeckt und die Wolken sehen echt fies aus. „Na wenn das mal überhaupt was wird“, sage ich schon beim Aufstehen und gehe unter die Dusche. Als ich zurückkomme, tröpfelt es schon. „Tja, also wandern ist heute wohl eher schwierig. Wie wäre es, wenn wir heute nach Predazzo fahren? Du wolltest doch Schanzen gucken, Luis“, sagt mein Papa. Beim Blick nach draußen zögere ich kurz, doch da mir klar ist, dass es am Samstag eh nix wird, sage ich: „abgemacht, die Gelegenheit nutze ich!“

Um 10 Uhr steigen wir ins Auto, als es schon kräftiger regnet. Wir alle haben Regenjacken dabei – aber keine Ersatzklamotten. Rund eine Stunde dauert auch diese Fahrt über den Karerpass und den Nigerpass. Die Rotwand, eine wunderschöne Bergformation, liegt gänzlich in der Suppe, trotzdem sind überall Wanderer und parkende Autos zu sehen. Auch im Val di Fassa, rund 15 Minuten vor Predazzo, wo das Wetter immer grausiger wird. Im ersten Tunnel nach Moena gießt es aus Badewannen und ich denke mir „na, wenn ich das mal überlebe“. Auch die Befürchtung, dass wir ohne Adresse die Schanzen nicht finden würden, macht sich breit.

Doch das ist kein Problem, sie sind direkt am Ortseingang an einer Gondelbahn und sogar ausgeschildert. Der Regen hat nicht nachgelassen, wir stellen uns erstmal unter. Prinzipiell wären die anderen schon mitgegangen, aber das Wetter schreckt sie doch ab. So ziehe ich meine Jacke stramm und dann los. Der Parkplatz, auf dem unser Auto steht, ist ganz rechts am Rande des Areals. Ich muss erst ein paar Schritte laufen, um im Stadion zu sein. Ich stelle mich in die Mitte der zentralen Tribüne und lote aus, wie ich das Ganze angehe. Rechts ist eine Tribüne aus Rasen, genau wie links auch. Auf dieser Seite (links) befindet sich auch der Lift, der ausgeschaltet ist. Rechts befinden sich die Jugendschanzen.

Ich entscheide mich, erst diese anzuschauen und dann die Stufen der Großschanze hinaufzugehen. Ganz am Rande ist die ehemalige K62, die eigentlich so gesehen die wichtigste des Areals sein müsste, um die Brücke zwischen den Kinder- und dann den großen beiden Schanzen zu schaffen. Doch sie ist wie die ehemaligen beiden alten Schanzen in Planica ein super Beispiel, wie es aussieht, wenn sich die Natur etwas zurückholt, was der Mensch ihr genommen hat. Bei Menschen sagt man dazu „entstellt“, mir fällt auch hier kein besserer Begriff ein. Der Hang ist bis zur Mitte noch in akzeptablen Zustand. Man sieht einwandfrei die vormalige Unterlage für die Matten. Doch alles oberhalb davon gleicht einem Urwald:

Büsche und Sträucher wachsen in die Höhe, das Gras ebenso. Die Bäume und Sträucher am Rande haben den Anlauf, der immer noch steht, in Beschlag genommen. Das Holz und alle anderen Materialien sind gebrechlich und kaum noch zu erkennen. Lediglich die kleinen Masten mit den Lichtern am Anlauf halten sich noch wacker. Mir bricht bei solchen Anlagen immer das Herz, gerade wenn man weiß, dass sie extra zu einem Event/Projekt gebaut wurden. Und, dass der Skisprung in Italien nicht besonders groß geschrieben wird, ist ja kein besonders großes Geheimnis. Symptomatisch dafür trat am 17. August der 24-jährige Alessio de Crignis vom Skispringen zurück.

Ich habe mich etwas mit ihm ausgetauscht und er kritisierte das Fördersystem des Verbandes und auch die Strukturen dort, wie auch die Mitarbeiter. Bedingt durch die mangelnden Resultate und fehlende Unterstützung durch den Verband trat er nun zurück. Der Italiener nahm an lediglich zwei Weltcupspringen teil: 2008 als 18-Jähriger in Pragelato, wo er als 51 nicht die Quali schaffte und dann nochmal im März 2012 beim Skifliegen in Planica im Team, das Zehnter wurde. Sein größter Erfolg war ein 13. Platz im Continental Cup im 4. Januar 2009 in Braunlage. Insgesamt kam er im COC lediglich zehn Mal in die Punkteränge. Abschließend sagte mir Alessio, dass er dem neuen Trainer Paolo Bernardi, den ich ja auch schon interviewt hatte, wünscht, dass er es schafft, im Verband für Ordnung zu sorgen und dem Skispringen in Italien eine gute und erfolgreich Zukunft zu bescheren.

Zurück zur Besichtigung: über einen semi-toll befestigten Weg mache ich mich zu den beiden Kinderschanzen und zum Kampfrichterturm für diese drei Schanzen. Der Turm ist sogar offen und ich nutze die Gelegenheit, gehe hinein und mache von dort aus Fotos. Der Blick ist ganz passabel, aber das Wetter macht die Fotos nicht so schön, es hat viel Arbeit bedurft, die Bilder noch anschaubar zu machen. Mehr ging nicht, es tut mir leid, ich wünschte ich könnte es ändern. Um die Kinderschanzen muss man sich Gott sei Dank keine Sorgen machen. Sie sind in gutem Zustand, die größere der Beiden hat sogar eine Keramik-Spur im Anlauf. Schnell ein paar Fotos geknipst, um dann zum Wesentlichen zu kommen: den beiden WM-Schanzen.

Der Regen nimmt weiter zu, schon jetzt ist meine Hose fast durchnässt. Und da ich ja jetzt einen steilen Anstieg vor mir habe, ist das nicht unbedingt ein schönes Gefühl. Die Treppen beginnen auch leider erst dort, wo es wirklich nicht mehr allzu flach ist, weshalb ich meine Joggingschuhe und Füße (die mittlerweile auch eher nass sind) durch Schlamm und Matsch und viel Wasser quäle. Aber dann beginnen die Treppen endlich und ich habe zum ersten Mal seit knapp einer halben Stunde wieder etwas Befestigtes unter meinen Füßen. Bei 135m halte ich kurz an und staune nicht schlecht, als ich sehe, wie weit es noch bis ins Flache ist. Da hat der gute Hans-Peter Pohl, mein geschätzter Eurosport-Kollege hier im Jahre `92 eine sehr beachtliche persönliche Bestweite hingelegt – gerade wenn man bedenkt, dass er Kombinierer war. Doch nicht allzu lange fühle ich mich wohler, denn schon ungefähr bei Hillsize begegnet mir eine kleine Plattform, die die Treppen unterbricht und so muss ich mich dort entlang hangeln, um dann weiter hochsteigen zu können.

Ich bin arg genervt vom Regen und tue wirklich mein Bestes, ihm so gut wie möglich zu entkommen, sodass ich die Treppen fast hinaufrenne. Oben am Schanzentisch angekommen, schnaufe ich durch, während ich zum Trainerturm gehe. Dieser steht vom Tal aus gesehen auf der rechten Seite des Schanzentisches und ich wollte schon immer mal wissen, wie viel die Trainer neben dem Absprungablauf vom eigentlichen Sprung sehen. Von hier aus ist es nicht viel, vielleicht die ersten 50 Meter. Aber erfahrene Trainer sehen natürlich sofort, ob der Sprung geht oder nicht. Um diese Schanze wenigstens halbwegs komplett besichtigt zu haben, gehe ich noch die Treppenstufen unmittelbar am Schanzentisch hoch und dann hinauf zu den Startgates. Auf dem Weg dorthin mache ich ein kleines Selfie-Video, welches ich auf Facebook gepostet habe. Ich kann es auch hier gerne zur Verfügung stellen, kein Thema.

Den Ausblick, der nicht so wirklich da ist, genieße ich nur recht kurz und mache mich dann rasch auf dem Weg zur Normalschanze. Die Architektur ist dieselbe, aber dennoch wirklich sehr schön und die Schanzen sind auch recht viel gefragt. Neben den Italienern und Italienerinnen sind die Sloweninnen oft hier, wie auch ab und zu die Österreicherinnen. Predazzo war ja Ende 2013 Universiade-Schanze (Studenten-Spiele) und in diesem Jahr auch Austragungsort der Junioren-WM. Nicht zu vergessen natürlich die Nordischen Skiweltmeisterschaften im Jahr 2013. Der internationale Status ist also absolut da. Es ist ja auch alles da: die Mattenanlagen und Spuren sind absolut hochwertig, der Lift ist da, die Wege sind zumindest auf der Anlage kurz, man hat genug Platz um noch andere Übungen zu machen und auch absolute Ruhe.

Bei der Normalschanze spare ich mir den Anlauf, so langsam wird mir unter dem Regenguss wirklich rattenkalt und die Sicht wird dazu noch immer schlechter. Noch ein paar Fotos am Tisch und auf dem Trainerturm gemacht und schon nehme ich die erste Teilstrecke auf dem Weg bergab auf der Zufahrtsstraße. Unter dem Lift her, komme ich auf Mitte des Hangs dann an den Treppenstufen an. Beim Runtergehen ist die Vorsicht noch mehr geboten als beim Hinaufgehen. Aber es geht alles – nicht im Wortsinn gemeint – glatt und ich nehme alle Stufen schadlos. Doch unten an der Treppe angekommen ist leider nicht gleich bedeutend mit unten an der Schanze angekommen, sondern so ungefähr am K-Punkt. Von dort aus muss ich über die Tribünen am linken Rand der Schanze schlendern.

Unten im Springerdorf und am Lift angekommen, kommt mir mein Papa mit Schirm in der Hand und bemitleidenden Blick entgegen. Er nimmt mich in den Arm und redet mir zu, während ich schlottere. Er gibt mir seine Jacke und seinen Pulli, welche ich mir anziehe. Danach kaufen wir im Shop an der Bar, die wiederum an der Talstation der erwähnten Gondelbahn mit Sommerrodelbahn liegt, noch eine Jogginghose, die ich mir statt meiner klitschnassen Jeans anziehe. Im Auto auf dem Weg Richtung Ferienwohnung habe ich eine Decke über meinem Körper, die Sitzheizung an und wärme mich auf.

Zum Glück bin ich nochmal ohne Erkältung davongekommen. Sondern nur mit Fotos, die ich aufwendig bearbeiten musste, um sie so aussehen zu lassen, wie sie es nun tun. Aber gleichzeitig auch nette Erinnerungen an das Stadio di Salto in Predazzo. Am Abend kam übrigens noch die Sonne raus und es wurde richtig schön. Da saßen wir im Oachner Wirt in Oberaicha bei Pizza und einem Pils und ließen den Abend ausklingen. Am Tag darauf stand eine Rundwanderung auf dem Hausberg Brixens, der Plose, an, sowie die Fahrt zu unserer letzten gemeinsamen Station, einem Gasthaus in Dietramszell, kurz vor München. Inzwischen nimmt alles seinen gewohnten Gang: die Familie ist in Bielefeld und ich gehe montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr ins Eurosport Office. Dort ist viel zu tun, deshalb entschuldigt, wenn ich nur spärlich von mir hören lassen sollte. Aber ich tue mein Bestes, auch weiterhin von meinen Reisen zu berichten.

Macht’s gut,
euer Luis



Schanzen:

ITA Predazzo (Stalimen)


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